Julia Steinberg
AUSSTELLUNGEN
LANDSCHAFT MIT WOLKEN
31.1.2024 - 16.3.2024
KunstRaum Bernusstraße
Bernusstraße 18, 60487 Frankfurt am Main
www.kunstraum-bernusstrasse.de
GROSSES WIEDERSEHEN
Die Kunstsammlung der Stadt Wertingen
3.3. - 14.4.2024
Städtische Galerie, Schulstr. 10, 86637 Wertingen
Zur Ausstellungsankündigung
Zwischen-Welten
Bilder von Julia Steinberg

Friedrich.W.Kasten, 1994
 
«Julia Steinberg malt farbenfrohe Bilder. Ihre bevorzugten Sujets sind botanische Gewächshäuser, Teiche in denen Seerosen schwimmen, Architektureinblicke mit Sicht in die Tiefe des Raumes oder Swimmingpools, von einem außergewöhnlich tiefliegenden Augenpunkt aus gesehen.»  mehr
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Stets sind ihre Bilder menschenleer. Als wären die Besucher des Gartens gerade eben gegangen, die Badenden noch in ihren Kabinen. Die Abwesenheit des Menschen läßt ihre Landschaftsbilder und Interieurs denn eher auch wie Silleben erscheinen.Statisch und unbewegt, wie herausgelöst aus der Zeit, scheinen die Bildfindungen. Ihre Motive sind inszeniert und arrangiert, geordnet und auf optische Wirkung ausgerichtet. Der Blick, dem der Betrachter folgt, ist ein gelenkter. Ein feines Gleichgewicht von oben und unten, von Bildvordergrund und Hintergrund. Es ist, als schwebe man mit den Blicken einfach dazwischen. Auch kein störender Lärm, keine flüchtige Bewegung, die mit den Mitteln der Malerei zu bannen wäre, ist in ihren Bildern auszumachen. Poetik und komplentatives Insichgekehrtsein sind die einzigen Begleiter, die sich dem Betrachter der Arbeiten anschließen. Es entstehen Bildräume von einer eigenartigen Gestimmtheit, die neben den Sujets ganz entscheident von der Farbigkeit ihrer Arbeiten geprägt ist. Atmosphäre und Stimmungen teilen sich über die Farbe mit. Ein den Raum erweiterndes Blau finden wir ebenso häufig wie das höchst aktive, quasi auf den Betrachter zuspringende Gelbrot. Spielarten des Grün beruhigen dann wieder die Szenerie. Julia Steinbergs Bilder sind von einer hohen "Farbaktivität", die das Betrachten ihrer Bilder zu einem Wahrnehmungserlebnis werden lassen.
 
Die Wirklichkeitsausschnitte in Julia Steinbergs Arbeiten sind auffallend oft auf schmalem Format untergebracht. Schlanke Hochkant- und auffallend friesartige Längsformate vermitteln den Eindruck, als schaue man eher zufällig in die unverstellte Tiefe eines sich wie zufällig öffnenden Raumes. Raumschichtungen, in denen Oben und Unten sich verwischen und zu scheinbaren Schwebezuständen führen, prägen eine ganze Reihe von ihren Bildern. Die Perspektive die wir vorfinden, ist nicht unbedingt linearer Natur, der sich auftuende Raum ist nur scheinbar ein einheitliches Kontinuum. Schatten fallen von irgendwo her ein und ziehen ihre abstrakten Muster über das Bild. Die spiegelnde Wasserfläche des Teiches ist in ihrer liquiden Transparenz dann ganz physisch-materiell die Schwimmfläche für die Blätter und Blüten der Seerosen - aber auch immaterielle Ebene der Spiegelung von Architekturteilen und Blättern umherstehender Pflanzen. Die Ebenen der Realität verweben sich ineinander. Vor- und Rücksprünge entstehen, und es entwickelt sich eine Art von Raumanwesenheit, ohne daß es je gelingen wird, den eigendlichen Licht- und Schattenquellen, die zu diesem Eindruck führen, gewahr zu werden. Neben den erzählerischen Elementen ist Raum in den Bildfindungen von Julia Steinberg stets auch eine Schichtung aus Farbflächen und Feldern. Es entstehen vielfältige grafischen Strukturen, die es zu erkunden gilt. Reale Raumschilderung, farbräumliche Ortsbestimmung und Formmöglichkeiten bilden einen Dialog. Die Wasserflächen in ihren Pool- und Seerosenbildern spiegeln ausserbildliche Raumsituationen, holen irritierende Elemente ins Bild und verdoppeln die Bildealität. Wir erfahren eine Ausdehnung unseres Blickes in einen zweckfreien Raum, der nur der Malerei gehört.
 
Ihre Bilder sind aber auch Methaphern, die sich der traditionellen Vorstellung des Gartens als Symbol für die Seele oder der des Sees als gleichnishaftes Bild für das weibliche Prinzip nicht entziehen können. Auch wenn die bildliche Erklärung keineswegs sofort zu der Einsicht mataphorischer Anlehnungen führt, ihre Gegenwart ist nicht zu übersehen.Sie verstärken die Ebene der Einbildungskraft und verleihen den Arbeiten von Julia Steinberg auch eine Art von emotionaler Präsenz, die über den Schilderungscharakter hrer Bildfindungen hinausgeht. Die Kraft des Sujets, ob in seiner banalen Alltäglichkeit oder in seiner überhöhten Metaphorik betrachtet, läßt Spielraum für Poetisches, Gewichtsloses oder Irrationales.
 
Es gibt Arbeiten in ihrem Werk, da sind die jeweiligen Angaben zu den einzelnen Farben, wie sie sie in ihren Zeichnungen und Skizzen als Erinnerungsstütze verwendet, als Schriftzüge mit in die Bilder eingegangen. Die skripturalen Elemente konterkarieren das betrachtende Auge, die gemalte Realität für die Wiklichkeit zu nehmen. Das Wort wird zum Bestandteil des Bildes. Schreiben und Malen, Wort und Bild, Begriff und Wahrnehmung werden Teil eines gestalterischen Prozesses. Dabei geht das Wort von einem nur lesbaren in ein rein wahrnehmbares Phänomen über. Wort und Farbe sind gleichgestzt. Die Gesetzmäßigkeiten einer mimetisch in die Fläche der Leinwand transportierten Dingwelt werden durch die Logik des Wortes ergänzt und in eine neue Betrachtungssituation transportiert. Das im Bild dargestellt Sujet erhält eine neue Identität. Es ist dies ein konzeptuelles Vorgehen, das typisch ist für die Arbeitsweise von Julia Steinberg.
 
Konzeptuelle Momente sind auch den monochromen, meist in weißer Farbe gehaltenen Schilderungen von Raumsituationen in ihren Reliefbildern zueigen. Die Reliefbilder von Julia Steinberg sind malerische Kompositionen, gestaltet mit den Mitteln plastischer Schilderung. Gleich der Farbe in der Malerei, wird im Relief der Umfang faktisch durch Flächen ersetzt, das Bild in eine neue Formmöglichkeit transportiert, die nun ihren eigenen Gesetzen zu gehorchen hat. Dadurch daß Julia Steinberg traditionellerweise an Lokalfarbigkeit gebundene Sujets wie architektonische Innenansichten mit Türen und Fenstern, mit Treppen und Emporen nun als Relief interpretiert, werden die Gegenstände auf ihren tatsächlich vorhandenen Volumenanteil im Bild hin befragt und, als wolle sie die Klarheit noch steigern, auch noch von jeglicher Farbe befreit. Julia Steinberg setzt die räumlich gestaffelten Reliefschichten der räumlichen Wirkung der der farbigen Flächen gleich. Zurück bleiben vor- und zurückspringende Kompartimente, die zudem in der gewählten Ausschnitthaftikeit das vorgegebene Motiv nochmals nachhaltig abstrahieren. Es entsteht eine Art von Skulpto-Malerei, die in der Oberflächenbehandlung eine nicht zu übersehende Tendenz zur absoluten Malerei in sich trägt. Die dramatische Geste ist nicht das gestalterische Ziel, vielmehr erkennt man den Wunsch, bereits im malerischen Prozess errungene Positionen der Konzentration auf das Wesentliche noch stärker zu binden, ohne die Schwelle zur Gegenstandslosigkeit dabei überschreiten zu müssen. Die Reliefs werden zum Ausdruck des Dialogs zwischen der fiktiven, mit den Möglichkeiten der Farbe gebildeten Räumlichkeit - sie sind aber auch ein dialektischer Exkurs innerhalb der eigenen gestalterischen Möglichkeiten jenseits von Farbe.
 
Julia Steinberg arbeitet ihre Bilder und Reliefs in Enkaustik. Das Pigment wird in flüssigem Wachs gebunden und heiß auf die Leinwand aufgetragen. Die Enkaustik bietet die Möglichkeit des lasierenden wie des pastosen Auftrags. Wie bei keiner anderen Maltechnik ist hier eine individuelle Oberflächenbehandlung möglich. Es ist e ine Malerei voller Leuchtkraft und Tiefenwirkung, die bereits vor 4000 Jahren die Ägypter zu nutzen wußten. Auch die Griechen der Antike gaben ihren marmornen Skulpturen und Tempeln farbige Fassungen in Enkaustik. Vom Mittelalter an war es dann die Eitempera und die Öl(harz)malerei, denen die Künstler den Vorzug gaben. Heute, im Zeichen von Acryl und anderen neueren Malmaterialien, findet man die Enkaustik, die als reines Naturprodukt auch von großer materieller Dauerhaftigkeit ist, nur noch sehr selten in der praktischen Anwendung. Versuchen von Künstlern des 19. Jahrhunderts, wie Böcklin oder Schnorr von Caraolsfeld der Enkaustik zu einem neuen Stellenwert in der künstlerischen Praxis zu verhelfen suchten, blieben Episode. Julia Steinberg hat diese Technik für sich wiederentdeckt. Die große Leuchtkraft der Farben und der sich von herkömmlichen Leinwandbehandlungen eigenartig absetzende Oberflächencharakter ihrer Malerei mit der so ganz eigenen Haptik geben ihren Bildern eine neue, andere Qualität. Es ist, als ob man die Farben greifen könnte, so intensiv sind sie in ihrer Anwesenheit und Wesensform.
 
Friedrich.W.Kasten, 1994

Bilderkosmos voller malerischer Konturen und Kontraste
Astrid Volpert
 
«Julia Steinberg hat sich vor allem durch abstrahierende Landschaften einen Namen gemacht. Stringent konstruktiv-geometrisch im Aufbau der Linien, haucht sie ihren Bildern durch wohltemperierte Farben Leben ein. Die starke Leuchtkraft der Farben steht im Kontrast zu einer sachlichen, fast typisiert wirkenden Dingwelt.
Doch gerade solche alltäglichen Gegenstände wie Bäume und Boote an Flussläufen oder Gebäudeinterieurs wie Treppen bzw. Fussböden sind es, die schon beim ersten Sehen jenen Funken Aufmerksamkeit aus ihm heraus kitzeln, der dann selbst bei Wiederholungen ein und derselben Motive zum anhaltenden Erlebnis eines einzigartigen Raumgefühls wird.mehr
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Julia Steinbergs im Atelier entstehender Bilderkosmos ist die Essenz ihrer künstlerischen Welt- und Weitsicht: vielfach erlebte Wirklichkeitsschichten und Erfahrungen im Umgang mit Inhalten und Materialien sind gespeichert und abgerufen worden, wenn sich auf ihren Leinwänden wirkliche Kulissen in künstlerische Orte verwandelt haben. Dabei entsprechen Ordnungsprinzipien wie veränderte Reihung und die Montage unterschiedlicher Elemente und Ebenen zu auffälligen Bildformaten einer rationalen Erzählstruktur. Im wechselnden Rhythmus benachbarter Motive und und Spiegelungen fängt die Malerin subtile Stimmungen ein und gibt diese expressiv gesteigert in klaren, kraftvollen Formen wieder. Während ihre Farben entweder warm flackern wie lodernde Glut oder im Nachtdunkel kühl erfrischen und beruhigen, sind die Konturen auf der Bildfläche geometrisch verspannt: Kreis, Quadrat, Oval, spitze Ecken und Rundungen, spiegelbildliche Doppelungen. Von Bild zu Bild wandern die Perspektiven. Bunte Kähne ruhen stets in anderer Position im Wasser, sie werden frontal, von der Seite und von oben gesehen und abgebildet. Diesen maßvoll und ausgewogen wirkenden Leinwandbildern imaginärer Landschaften wohnt Sachlich-Nüchternes wie auch Poetisches inne. Wo sich beide Elemente berühren, wandelt sich die Neugier und Spannung des Betrachters zum eigentlichen Seherlebnis.
 
Werden in der Malerei die Flächen verortet, so z.B. auch in den Architekturbildern, wirken Julia Steinbergs monochrome, in satte Farben getauchten Reliefs durch das Ausloten räumlicher Tiefe.
In jedem ihrer Werke entwirft, zeichnet und malt, also formt die Künstlerin Fragmente erlebter natürlicher und großstädtischer Realität mit dem sicheren Blick örtlicher und zeitlicher Distanz. Während in Landschafts- und Architekturbildern die menschliche Figur bewusst ausgespart ist, entstehen neuerdings auch Menschenbilder. Diese Kopfgestalten wachsen nicht vor dem jeweiligen Modell, sondern entstehen jeweils im Atelier. Die fertigen Bildnisse wirken auf den Betrachter wie eine Galerie zeitloser, androgyner Gestalten, seltsam entrückt, Vorfahren statt Zeitgenossen. Es sind Kopfbilder an und für sich − Porträts per se. Die den Einzelwerken eigene markante Form des doppelten Ovals (Gesicht und Hintergrund) und ihre Ausstattung mit unterschiedlichen, farblich wie formal strukturierten Mustern rückt diese Köpfe aus der unmittelbaren Gegenwart in undefinierbare Zeiten und Räume, ohne sie aus dem Blickfeld zu verlieren. Optisch lassen sie einen nicht los, doch man ist auch ein wenig irritiert: Der Wunsch, den Dargestellten durch längeres Schauen näher zu kommen, geht nur bedingt auf. Nachdenklich ruhen sie in sich selbst und erscheinen wie zufällig ins Licht gerückt. Umrahmt von einem bewegten Kosmos piktogrammartig aufblitzender geometrischer Zeichen oder floraler Girlanden bleiben ihre Gesichter trotz offener Augen und direktem Blickkontakt spürbar verschlossen und halten den Betrachter auf Distanz.
 
Astrid Volpert

Schöne fremde Welt
Zu den Bildern von Julia Steinberg

Volker Gerhardt, 1985
 
«Das Beste was eine Vorbemerkung zu einem Katalog beitragen kann, ist von sich abzulenken. Die Aufmerksamkeit hat zuerst dem Bild und nicht dem Wort zu gelten. Das ökonomische Gebot, sich bei begrenzter Seitenzahl entspechend kurzzufassen, ist hier ästhetisch höchst willkommen.mehr
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Sie kennen Julia Steinbergs Bilder nicht und lassen sie sich in Worten beschreiben: Sie malt "Landschaften" - Außenräume und Innenräume. Ihre Landschaften sind nicht realistisch, aber sie haben einen Ursprung in der Realität. So geht die Serie "Nächtliche Landschaft mit Mond" aus den Jahren 1996 und 1997 auf einen Aufenthalt der Künstlerin im südlichen Italien zurück. Was abgebildet ist, hat Julia Steinberg dort auch gesehen. Das Vorbild der Bilder "Palace" existiert tatsächlich. Und die Bilder "Mayfair" geben im Titel zu erkennen, wo ihre Ursprünge liegen. Der Leser - noch ist er nicht zum Betrachter geworden - darf also erwarten, daß die Künstlerin den jeweiligen Ort eingefangen hat; sei es über seine Atmosphäre, über seine Farbigkeit oder auch seine Struktur. Die Beschreibung in Worten geht weiter: Julia Steinberg bedient sich der Enkaustik-Technik. Der Leser wird also eine leuchtende, pastose Farbigkeit erwarten. Das Wort "Landschaft" wird in seiner Vorstellung immer größere Bedeutung gewinnen. Ein Blick auf die Arbeiten wird ihn dann aber sehr überraschen.
 
Natürlich bleibt das Gesagte richtig. Aber in Julia Steinbergs Landschaften führt eben keine ungebrochene Linie vom Vorbild über die künstlerische Umsetzung zum Resultat. Der im Grunde doch gradlinige Weg von der Realität zur Abstraktion wird so nicht begangen. Auffällig sind zunächst zahlreiche Störungen, die das vielleicht harmoniesüchtige Auge des Betrachters irritieren. So mischen sich der Natur abgeschaute Formen - z. B. stilisierte Bäume - mit Landschaftselementen, die so stark abstrahiert sind, daß wir sie nur noch als geometrische Formen wahrnehmen. Auch stellt die von Julia Steinberg gewählte Bildfläche praktisch immer einen Ausschnitt dar; und zwar nicht nur einen Ausschnitt aus einer Landschaft, die jenseits der Ränder logisch weitergeht, sondern einen Ausschnitt, der Motive des Bildes bewußt beschneidet, der Dinge scheinbar ohne Sinn von den Rändern in das Bild hereinragen läßt. Durch das Bild wird die imaginierte Landschaft buchstäblich zerschnitten. Und die Schnittkanten sind deutlich sichtbar. Störend ist schließlich auch eine manchmal anzutreffende falsche Maßstäblichkeit der Dinge. So stehen Baumformen in gleicher Größe neben Pflanzenformen, die wir normalerweise mit Gräsern und Kräutern verbinden. Und - fast schon logisch - ist natürlich auch die Farbigkeit nicht auf Harmonie angelegt.
 
Julia Steinbergs Landschaften sind nicht in erster Linie Abstraktionen der Realität, sie sind deutlich erkennbare und ganz bewußte Kompositionen aus Versatzstücken, die der Realität entnommen sind.Sie sind, um ein weniger lyrisches Wort zu benutzen, zusammengesetzt. Dabei werden die einzelnen Elemente keineswegs immer in einen von der Maßstäblichkeit der Räume und Landschaften vorgegebenen Rahmen eingepaßt. Sie werden - durchaus gegen unser normales Verständnis von Perspektive, Vordergrund und Hintergrund - aufeinandergetürmt und hintereinander gelegt. Der Eindruck des Zusammengesetztseins wird durch die Dominanz von farbigen Flächen, die sich in einigen Bildern durchaus der konkreten Kunst nähern, noch verstärkt. In der Gesamtschau wird der Betrachter oft genug an Theaterkulissen erinnert. Auch sie haben, notwendigerweise, jenen Charakter des Zusammengebautseins, wie er für Julia Steinbergs Arbeiten typisch ist. Wie eine klassische Guckkastenbühne lassen ihre Bilder ausschnitthafte Blicke auf eine konstruirte Realität zu. Besonders deutlich wird das in den Reliefs, deren Einfarbigkeit es dem Auge ermöglicht, ganz besonders deutlich wahrzunehmen, wie die Künstlerin der Natur entlehnte Formen so voreinander setzt, daß die Anmutung von Landschaft noch erhalten bleibt, daß aber gleichzeitig ein Gefühl von Fremdheit entsteht.
 
Früher hat Julia Steinberg häufig in ihre Bilder hineingeschrieben. Sie hat die Farben ihrer Bilder mit Worten bezeichnet. So prangte auf einer blauen Fläche das Wort blau, auf einer grauen das Wort grau, manchmal aber auch - und wieder taucht das Element der Störung auf - auf einer gelben das Wort grau. Dieses "Beschreiben" von Bildern kann als Indiz für das verstanden werden, auf das es Julia Steinberg ankommt.
Julia Steinberg interessiert sich für Archetypen. An einer Landschaft, einem Raum oder einer Farbe ist ihr nicht nur der Gegenstand wichtig, die Realität, sie möchte ihn in seiner Urform erkennen. Deshalb analysiert sie das, was sie sieht. Sie zerlegt es, reduziert die gewonnen Einzelformen und setzt alles wieder neu zusammen. Das Ergebnis ist wieder eine menschenleere und damit für den Betrachter letztlich unmaßstäbliche Landschaft, gegebenfalls auch ein Raum oder eine andere architektonische Form. Das neue Produkt läßt sich natürlich als geschlossenes Ergebnis, als Kunstwerk verstehen. Es ist aber auch ein Labor, in dem die Einzelelemente isoliert, in einem künstlichen Zusammenhang sozusagen besser erkennbar gemacht worden sind.
 
Ein solches Verfahren mag grausam erscheinen, die Resultate sind es nicht.
 
Siegburg im März 1999

Gert Fischer

Stadt-Land-Fluss
Neue Bilder von Julia Steinberg

Friedrich W. Kasten, 2006
 
«Das Beste was eine Vorbemerkung zu einem Katalog beitragen kann, ist von sich abzulenken. Die Aufmerksamkeit hat zuerst dem Bild und nicht dem Wort zu gelten. Das ökonomische Gebot, sich bei begrenzter Seitenzahl entspechend kurzzufassen, ist hier ästhetisch höchst willkommen.mehr
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Dicht gedrängt liegen die kleinen Boote bugseits an der Kaimauer. Vom erhöhten Betrachterstandpunkt aus sieht man in die stilisiert gehaltenen Schiffe, deren Abbild sich im spiegelnden Wasser verdoppelt. Einige Boote sind leer, in anderen erkennt man unterschiedlich angeordnete kubische Elemente. Eine Szenerie ohne Menschen, ruhig und kontemplativ aufgefasst.
Man möchte die Szenerie genießen - und doch macht sich eine befremdliche Stimmung breit. Der Verdacht sich in einer gemalten Antiidylle zu befinden greift Raum. Die im kräftigen Orange gehaltene Kaimauer steht im Kontrast zu der Buntheit der Boote. Ein intensiver pinkfarbener Streifen beschließt das Bild im Rückraum. Man denkt an den Widerschein eines kräftig gefärbten Sonnenuntergangs im Wasser, dessen spiegelnde Intensität zum Vordergrund nachlässt und sich mit der grünlich unterlegten Tonalität des Wassers zu einem undefinierbaren Farbenspiel unterschiedlichster Verdichtung zusammenfindet.
Malerei - das ist für Julia Steinberg eine Verdichtung von Form und Farbe. Das Sujet dient letztlich als Anlass und Katalysator für ungewohnt eindringliche Farbkombinationen. Die Farbe wird zu einem Ordnungsgerüst, das eben Unbestimmtheit an räumlicher Plausibilität auffängt und in eine Flächen-Raum-Wahrnehmung verwandelt. Ihre unverwechselbare Art, mit kräftigen Farbsetzungen den Bildraum zu strukturieren, mittels Helligkeit und Sättigung von Farbe kompositorischen Pointierungen zu akzentuieren, gibt ihren Bildfindungen etwas typisches - wie unverwechselbares.
Schlanke Hochkantformate, die man auch gerne als Handtuchformat bezeichnet, und überlange schmale, prospektartige Querformate waren schon immer ein geschätztes Format der Künstlerin. Wenn die Malerei ein Fenster zur Welt ist, dann sind bei Julia Steinberg stark fokussierende Blickkanäle daraus geworden. Beim Betrachten ihrer Bilder hat man hin und wieder den Eindruck, als stünde man vor einem schmalen Sehschlitz, verengten Fenstern oder Mauerdurchbrüchen, die den Blick ins Freie nur bedingt gewähren lassen. Der Betrachter vor dem Bild wird zum stillen Beobachter ihrer Szenerien. Das Auge bahnt sich seinen Weg in die Komposition aus farbigen Flächen. Die aus der Formatwahl bedingte Einschränkung des Sehfeldes auf einen engen Blickkorridor konzentriert nicht nur den Blick, es findet auch ein malerisch wie kompositorisch spannungsreiches Wechselspiel von scheinbar abstrakten Formationen und auf den ersten Blick sofort verifizierbaren Bildteilen statt.
 
Julia Steinberg hat im Laufe der letzten Jahre eine Vorliebe für diese Gradwanderung zwischen abstrahierender und konkretisierender Schilderung ihrer bevorzugten Sujets entwickelt. Der einst mehr pastose, dem malerischen Duktus verpflichtete Farbauftrag, ist in den letzten Jahren allmählich einer mehr und mehr flächigen, ja farbflächigen Interpretation von Malerei gewichen.
Parallel hat sich auch der Farbklang ihrer Bilder verändert. Die neueren Arbeiten sind in ihrer Zusammensetzungen extremer in der Farbkombination, die das betrachtende Auge irritieren. Julia Steinberg setzt auf sich scheinbar widersprechende Farbkontraste und Farbkonstellationen, die ihren im Kern traditionellen Sujets eine neue, so nicht gesehene Erscheinungsweise geben.
 
Das ist das Ziel: Mit den Mitteln der Malerei und der Farbe als "Sprachrohr" neue Bilder zu schaffen, die beim Betrachter ein Wechselspiel von natürlichen und befremdlichen Empfindungen auslösen. Vertraut erscheinen die Motive in ihren Bildern: Von Bäumen gesäumte Flusslandschaften, Hafenbecken, Stadtansichten, Naturstücke. Dergleichen kennt man aus einer Vielzahl von Varianten durch die Zeit von verschiedensten Händen und Stilen. Mit ihren oft ungewohnten Farbzusammenstellungen befreit sie die Motive von ihren tümlichen Verkrustungen. Julia Steinberg schafft es mit ihrem Ansatz den Motiven neues Leben einzuhauchen, malerisch zu reanimieren und zu einem farblichen Fest für das Auge werden zu lassen.
Friedrich W. Kasten

JULIA STEINBERG
Julia Steinberg
Zwischen-Welten
Bilder von Julia Steinberg

Friedrich.W.Kasten, 1994
 
«Julia Steinberg malt farbenfrohe Bilder. Ihre bevorzugten Sujets sind botanische Gewächshäuser, Teiche in denen Seerosen schwimmen, Architektureinblicke mit Sicht in die Tiefe des Raumes oder Swimmingpools, von einem außergewöhnlich tiefliegenden Augenpunkt aus gesehen.»

 

Stets sind ihre Bilder menschenleer. Als wären die Besucher des Gartens gerade eben gegangen, die Badenden noch in ihren Kabinen. Die Abwesenheit des Menschen läßt ihre Landschaftsbilder und Interieurs denn eher auch wie Silleben erscheinen.Statisch und unbewegt, wie herausgelöst aus der Zeit, scheinen die Bildfindungen. Ihre Motive sind inszeniert und arrangiert, geordnet und auf optische Wirkung ausgerichtet. Der Blick, dem der Betrachter folgt, ist ein gelenkter. Ein feines Gleichgewicht von oben und unten, von Bildvordergrund und Hintergrund. Es ist, als schwebe man mit den Blicken einfach dazwischen. Auch kein störender Lärm, keine flüchtige Bewegung, die mit den Mitteln der Malerei zu bannen wäre, ist in ihren Bildern auszumachen. Poetik und komplentatives Insichgekehrtsein sind die einzigen Begleiter, die sich dem Betrachter der Arbeiten anschließen. Es entstehen Bildräume von einer eigenartigen Gestimmtheit, die neben den Sujets ganz entscheident von der Farbigkeit ihrer Arbeiten geprägt ist. Atmosphäre und Stimmungen teilen sich über die Farbe mit. Ein den Raum erweiterndes Blau finden wir ebenso häufig wie das höchst aktive, quasi auf den Betrachter zuspringende Gelbrot. Spielarten des Grün beruhigen dann wieder die Szenerie. Julia Steinbergs Bilder sind von einer hohen "Farbaktivität", die das Betrachten ihrer Bilder zu einem Wahrnehmungserlebnis werden lassen.
 
Die Wirklichkeitsausschnitte in Julia Steinbergs Arbeiten sind auffallend oft auf schmalem Format untergebracht. Schlanke Hochkant- und auffallend friesartige Längsformate vermitteln den Eindruck, als schaue man eher zufällig in die unverstellte Tiefe eines sich wie zufällig öffnenden Raumes. Raumschichtungen, in denen Oben und Unten sich verwischen und zu scheinbaren Schwebezuständen führen, prägen eine ganze Reihe von ihren Bildern. Die Perspektive die wir vorfinden, ist nicht unbedingt linearer Natur, der sich auftuende Raum ist nur scheinbar ein einheitliches Kontinuum. Schatten fallen von irgendwo her ein und ziehen ihre abstrakten Muster über das Bild. Die spiegelnde Wasserfläche des Teiches ist in ihrer liquiden Transparenz dann ganz physisch-materiell die Schwimmfläche für die Blätter und Blüten der Seerosen - aber auch immaterielle Ebene der Spiegelung von Architekturteilen und Blättern umherstehender Pflanzen. Die Ebenen der Realität verweben sich ineinander. Vor- und Rücksprünge entstehen, und es entwickelt sich eine Art von Raumanwesenheit, ohne daß es je gelingen wird, den eigendlichen Licht- und Schattenquellen, die zu diesem Eindruck führen, gewahr zu werden. Neben den erzählerischen Elementen ist Raum in den Bildfindungen von Julia Steinberg stets auch eine Schichtung aus Farbflächen und Feldern. Es entstehen vielfältige grafischen Strukturen, die es zu erkunden gilt. Reale Raumschilderung, farbräumliche Ortsbestimmung und Formmöglichkeiten bilden einen Dialog. Die Wasserflächen in ihren Pool- und Seerosenbildern spiegeln ausserbildliche Raumsituationen, holen irritierende Elemente ins Bild und verdoppeln die Bildealität. Wir erfahren eine Ausdehnung unseres Blickes in einen zweckfreien Raum, der nur der Malerei gehört.
 
Ihre Bilder sind aber auch Methaphern, die sich der traditionellen Vorstellung des Gartens als Symbol für die Seele oder der des Sees als gleichnishaftes Bild für das weibliche Prinzip nicht entziehen können. Auch wenn die bildliche Erklärung keineswegs sofort zu der Einsicht mataphorischer Anlehnungen führt, ihre Gegenwart ist nicht zu übersehen.Sie verstärken die Ebene der Einbildungskraft und verleihen den Arbeiten von Julia Steinberg auch eine Art von emotionaler Präsenz, die über den Schilderungscharakter hrer Bildfindungen hinausgeht. Die Kraft des Sujets, ob in seiner banalen Alltäglichkeit oder in seiner überhöhten Metaphorik betrachtet, läßt Spielraum für Poetisches, Gewichtsloses oder Irrationales.
 
Es gibt Arbeiten in ihrem Werk, da sind die jeweiligen Angaben zu den einzelnen Farben, wie sie sie in ihren Zeichnungen und Skizzen als Erinnerungsstütze verwendet, als Schriftzüge mit in die Bilder eingegangen. Die skripturalen Elemente konterkarieren das betrachtende Auge, die gemalte Realität für die Wiklichkeit zu nehmen. Das Wort wird zum Bestandteil des Bildes. Schreiben und Malen, Wort und Bild, Begriff und Wahrnehmung werden Teil eines gestalterischen Prozesses. Dabei geht das Wort von einem nur lesbaren in ein rein wahrnehmbares Phänomen über. Wort und Farbe sind gleichgestzt. Die Gesetzmäßigkeiten einer mimetisch in die Fläche der Leinwand transportierten Dingwelt werden durch die Logik des Wortes ergänzt und in eine neue Betrachtungssituation transportiert. Das im Bild dargestellt Sujet erhält eine neue Identität. Es ist dies ein konzeptuelles Vorgehen, das typisch ist für die Arbeitsweise von Julia Steinberg.
 
Konzeptuelle Momente sind auch den monochromen, meist in weißer Farbe gehaltenen Schilderungen von Raumsituationen in ihren Reliefbildern zueigen. Die Reliefbilder von Julia Steinberg sind malerische Kompositionen, gestaltet mit den Mitteln plastischer Schilderung. Gleich der Farbe in der Malerei, wird im Relief der Umfang faktisch durch Flächen ersetzt, das Bild in eine neue Formmöglichkeit transportiert, die nun ihren eigenen Gesetzen zu gehorchen hat. Dadurch daß Julia Steinberg traditionellerweise an Lokalfarbigkeit gebundene Sujets wie architektonische Innenansichten mit Türen und Fenstern, mit Treppen und Emporen nun als Relief interpretiert, werden die Gegenstände auf ihren tatsächlich vorhandenen Volumenanteil im Bild hin befragt und, als wolle sie die Klarheit noch steigern, auch noch von jeglicher Farbe befreit. Julia Steinberg setzt die räumlich gestaffelten Reliefschichten der räumlichen Wirkung der der farbigen Flächen gleich. Zurück bleiben vor- und zurückspringende Kompartimente, die zudem in der gewählten Ausschnitthaftikeit das vorgegebene Motiv nochmals nachhaltig abstrahieren. Es entsteht eine Art von Skulpto-Malerei, die in der Oberflächenbehandlung eine nicht zu übersehende Tendenz zur absoluten Malerei in sich trägt. Die dramatische Geste ist nicht das gestalterische Ziel, vielmehr erkennt man den Wunsch, bereits im malerischen Prozess errungene Positionen der Konzentration auf das Wesentliche noch stärker zu binden, ohne die Schwelle zur Gegenstandslosigkeit dabei überschreiten zu müssen. Die Reliefs werden zum Ausdruck des Dialogs zwischen der fiktiven, mit den Möglichkeiten der Farbe gebildeten Räumlichkeit - sie sind aber auch ein dialektischer Exkurs innerhalb der eigenen gestalterischen Möglichkeiten jenseits von Farbe.
 
Julia Steinberg arbeitet ihre Bilder und Reliefs in Enkaustik. Das Pigment wird in flüssigem Wachs gebunden und heiß auf die Leinwand aufgetragen. Die Enkaustik bietet die Möglichkeit des lasierenden wie des pastosen Auftrags. Wie bei keiner anderen Maltechnik ist hier eine individuelle Oberflächenbehandlung möglich. Es ist e ine Malerei voller Leuchtkraft und Tiefenwirkung, die bereits vor 4000 Jahren die Ägypter zu nutzen wußten. Auch die Griechen der Antike gaben ihren marmornen Skulpturen und Tempeln farbige Fassungen in Enkaustik. Vom Mittelalter an war es dann die Eitempera und die Öl(harz)malerei, denen die Künstler den Vorzug gaben. Heute, im Zeichen von Acryl und anderen neueren Malmaterialien, findet man die Enkaustik, die als reines Naturprodukt auch von großer materieller Dauerhaftigkeit ist, nur noch sehr selten in der praktischen Anwendung. Versuchen von Künstlern des 19. Jahrhunderts, wie Böcklin oder Schnorr von Caraolsfeld der Enkaustik zu einem neuen Stellenwert in der künstlerischen Praxis zu verhelfen suchten, blieben Episode. Julia Steinberg hat diese Technik für sich wiederentdeckt. Die große Leuchtkraft der Farben und der sich von herkömmlichen Leinwandbehandlungen eigenartig absetzende Oberflächencharakter ihrer Malerei mit der so ganz eigenen Haptik geben ihren Bildern eine neue, andere Qualität. Es ist, als ob man die Farben greifen könnte, so intensiv sind sie in ihrer Anwesenheit und Wesensform.
 
Friedrich.W.Kasten, 1994



Bilderkosmos voller malerischer Konturen und Kontraste
Astrid Volpert
 
«Julia Steinberg hat sich vor allem durch abstrahierende Landschaften einen Namen gemacht. Stringent konstruktiv-geometrisch im Aufbau der Linien, haucht sie ihren Bildern durch wohltemperierte Farben Leben ein. Die starke Leuchtkraft der Farben steht im Kontrast zu einer sachlichen, fast typisiert wirkenden Dingwelt.
Doch gerade solche alltäglichen Gegenstände wie Bäume und Boote an Flussläufen oder Gebäudeinterieurs wie Treppen bzw. Fussböden sind es, die schon beim ersten Sehen jenen Funken Aufmerksamkeit aus ihm heraus kitzeln, der dann selbst bei Wiederholungen ein und derselben Motive zum anhaltenden Erlebnis eines einzigartigen Raumgefühls wird.

 

Julia Steinbergs im Atelier entstehender Bilderkosmos ist die Essenz ihrer künstlerischen Welt- und Weitsicht: vielfach erlebte Wirklichkeitsschichten und Erfahrungen im Umgang mit Inhalten und Materialien sind gespeichert und abgerufen worden, wenn sich auf ihren Leinwänden wirkliche Kulissen in künstlerische Orte verwandelt haben. Dabei entsprechen Ordnungsprinzipien wie veränderte Reihung und die Montage unterschiedlicher Elemente und Ebenen zu auffälligen Bildformaten einer rationalen Erzählstruktur. Im wechselnden Rhythmus benachbarter Motive und und Spiegelungen fängt die Malerin subtile Stimmungen ein und gibt diese expressiv gesteigert in klaren, kraftvollen Formen wieder. Während ihre Farben entweder warm flackern wie lodernde Glut oder im Nachtdunkel kühl erfrischen und beruhigen, sind die Konturen auf der Bildfläche geometrisch verspannt: Kreis, Quadrat, Oval, spitze Ecken und Rundungen, spiegelbildliche Doppelungen. Von Bild zu Bild wandern die Perspektiven. Bunte Kähne ruhen stets in anderer Position im Wasser, sie werden frontal, von der Seite und von oben gesehen und abgebildet. Diesen maßvoll und ausgewogen wirkenden Leinwandbildern imaginärer Landschaften wohnt Sachlich-Nüchternes wie auch Poetisches inne. Wo sich beide Elemente berühren, wandelt sich die Neugier und Spannung des Betrachters zum eigentlichen Seherlebnis.
 
Werden in der Malerei die Flächen verortet, so z.B. auch in den Architekturbildern, wirken Julia Steinbergs monochrome, in satte Farben getauchten Reliefs durch das Ausloten räumlicher Tiefe.
In jedem ihrer Werke entwirft, zeichnet und malt, also formt die Künstlerin Fragmente erlebter natürlicher und großstädtischer Realität mit dem sicheren Blick örtlicher und zeitlicher Distanz. Während in Landschafts- und Architekturbildern die menschliche Figur bewusst ausgespart ist, entstehen neuerdings auch Menschenbilder. Diese Kopfgestalten wachsen nicht vor dem jeweiligen Modell, sondern entstehen jeweils im Atelier. Die fertigen Bildnisse wirken auf den Betrachter wie eine Galerie zeitloser, androgyner Gestalten, seltsam entrückt, Vorfahren statt Zeitgenossen. Es sind Kopfbilder an und für sich − Porträts per se. Die den Einzelwerken eigene markante Form des doppelten Ovals (Gesicht und Hintergrund) und ihre Ausstattung mit unterschiedlichen, farblich wie formal strukturierten Mustern rückt diese Köpfe aus der unmittelbaren Gegenwart in undefinierbare Zeiten und Räume, ohne sie aus dem Blickfeld zu verlieren. Optisch lassen sie einen nicht los, doch man ist auch ein wenig irritiert: Der Wunsch, den Dargestellten durch längeres Schauen näher zu kommen, geht nur bedingt auf. Nachdenklich ruhen sie in sich selbst und erscheinen wie zufällig ins Licht gerückt. Umrahmt von einem bewegten Kosmos piktogrammartig aufblitzender geometrischer Zeichen oder floraler Girlanden bleiben ihre Gesichter trotz offener Augen und direktem Blickkontakt spürbar verschlossen und halten den Betrachter auf Distanz.
 
Astrid Volpert



Schöne fremde Welt
Zu den Bildern von Julia Steinberg

Volker Gerhardt, 1985
 
«Das Beste was eine Vorbemerkung zu einem Katalog beitragen kann, ist von sich abzulenken. Die Aufmerksamkeit hat zuerst dem Bild und nicht dem Wort zu gelten. Das ökonomische Gebot, sich bei begrenzter Seitenzahl entspechend kurzzufassen, ist hier ästhetisch höchst willkommen.

 

Sie kennen Julia Steinbergs Bilder nicht und lassen sie sich in Worten beschreiben: Sie malt "Landschaften" - Außenräume und Innenräume. Ihre Landschaften sind nicht realistisch, aber sie haben einen Ursprung in der Realität. So geht die Serie "Nächtliche Landschaft mit Mond" aus den Jahren 1996 und 1997 auf einen Aufenthalt der Künstlerin im südlichen Italien zurück. Was abgebildet ist, hat Julia Steinberg dort auch gesehen. Das Vorbild der Bilder "Palace" existiert tatsächlich. Und die Bilder "Mayfair" geben im Titel zu erkennen, wo ihre Ursprünge liegen. Der Leser - noch ist er nicht zum Betrachter geworden - darf also erwarten, daß die Künstlerin den jeweiligen Ort eingefangen hat; sei es über seine Atmosphäre, über seine Farbigkeit oder auch seine Struktur. Die Beschreibung in Worten geht weiter: Julia Steinberg bedient sich der Enkaustik-Technik. Der Leser wird also eine leuchtende, pastose Farbigkeit erwarten. Das Wort "Landschaft" wird in seiner Vorstellung immer größere Bedeutung gewinnen. Ein Blick auf die Arbeiten wird ihn dann aber sehr überraschen.
 
Natürlich bleibt das Gesagte richtig. Aber in Julia Steinbergs Landschaften führt eben keine ungebrochene Linie vom Vorbild über die künstlerische Umsetzung zum Resultat. Der im Grunde doch gradlinige Weg von der Realität zur Abstraktion wird so nicht begangen. Auffällig sind zunächst zahlreiche Störungen, die das vielleicht harmoniesüchtige Auge des Betrachters irritieren. So mischen sich der Natur abgeschaute Formen - z. B. stilisierte Bäume - mit Landschaftselementen, die so stark abstrahiert sind, daß wir sie nur noch als geometrische Formen wahrnehmen. Auch stellt die von Julia Steinberg gewählte Bildfläche praktisch immer einen Ausschnitt dar; und zwar nicht nur einen Ausschnitt aus einer Landschaft, die jenseits der Ränder logisch weitergeht, sondern einen Ausschnitt, der Motive des Bildes bewußt beschneidet, der Dinge scheinbar ohne Sinn von den Rändern in das Bild hereinragen läßt. Durch das Bild wird die imaginierte Landschaft buchstäblich zerschnitten. Und die Schnittkanten sind deutlich sichtbar. Störend ist schließlich auch eine manchmal anzutreffende falsche Maßstäblichkeit der Dinge. So stehen Baumformen in gleicher Größe neben Pflanzenformen, die wir normalerweise mit Gräsern und Kräutern verbinden. Und - fast schon logisch - ist natürlich auch die Farbigkeit nicht auf Harmonie angelegt.
 
Julia Steinbergs Landschaften sind nicht in erster Linie Abstraktionen der Realität, sie sind deutlich erkennbare und ganz bewußte Kompositionen aus Versatzstücken, die der Realität entnommen sind.Sie sind, um ein weniger lyrisches Wort zu benutzen, zusammengesetzt. Dabei werden die einzelnen Elemente keineswegs immer in einen von der Maßstäblichkeit der Räume und Landschaften vorgegebenen Rahmen eingepaßt. Sie werden - durchaus gegen unser normales Verständnis von Perspektive, Vordergrund und Hintergrund - aufeinandergetürmt und hintereinander gelegt. Der Eindruck des Zusammengesetztseins wird durch die Dominanz von farbigen Flächen, die sich in einigen Bildern durchaus der konkreten Kunst nähern, noch verstärkt. In der Gesamtschau wird der Betrachter oft genug an Theaterkulissen erinnert. Auch sie haben, notwendigerweise, jenen Charakter des Zusammengebautseins, wie er für Julia Steinbergs Arbeiten typisch ist. Wie eine klassische Guckkastenbühne lassen ihre Bilder ausschnitthafte Blicke auf eine konstruirte Realität zu. Besonders deutlich wird das in den Reliefs, deren Einfarbigkeit es dem Auge ermöglicht, ganz besonders deutlich wahrzunehmen, wie die Künstlerin der Natur entlehnte Formen so voreinander setzt, daß die Anmutung von Landschaft noch erhalten bleibt, daß aber gleichzeitig ein Gefühl von Fremdheit entsteht.
 
Früher hat Julia Steinberg häufig in ihre Bilder hineingeschrieben. Sie hat die Farben ihrer Bilder mit Worten bezeichnet. So prangte auf einer blauen Fläche das Wort blau, auf einer grauen das Wort grau, manchmal aber auch - und wieder taucht das Element der Störung auf - auf einer gelben das Wort grau. Dieses "Beschreiben" von Bildern kann als Indiz für das verstanden werden, auf das es Julia Steinberg ankommt.
Julia Steinberg interessiert sich für Archetypen. An einer Landschaft, einem Raum oder einer Farbe ist ihr nicht nur der Gegenstand wichtig, die Realität, sie möchte ihn in seiner Urform erkennen. Deshalb analysiert sie das, was sie sieht. Sie zerlegt es, reduziert die gewonnen Einzelformen und setzt alles wieder neu zusammen. Das Ergebnis ist wieder eine menschenleere und damit für den Betrachter letztlich unmaßstäbliche Landschaft, gegebenfalls auch ein Raum oder eine andere architektonische Form. Das neue Produkt läßt sich natürlich als geschlossenes Ergebnis, als Kunstwerk verstehen. Es ist aber auch ein Labor, in dem die Einzelelemente isoliert, in einem künstlichen Zusammenhang sozusagen besser erkennbar gemacht worden sind.
 
Ein solches Verfahren mag grausam erscheinen, die Resultate sind es nicht.
 
Siegburg im März 1999

Gert Fischer



Stadt-Land-Fluss
Neue Bilder von Julia Steinberg

Friedrich W. Kasten, 2006
 
«Das Beste was eine Vorbemerkung zu einem Katalog beitragen kann, ist von sich abzulenken. Die Aufmerksamkeit hat zuerst dem Bild und nicht dem Wort zu gelten. Das ökonomische Gebot, sich bei begrenzter Seitenzahl entspechend kurzzufassen, ist hier ästhetisch höchst willkommen.  

 

Dicht gedrängt liegen die kleinen Boote bugseits an der Kaimauer. Vom erhöhten Betrachterstandpunkt aus sieht man in die stilisiert gehaltenen Schiffe, deren Abbild sich im spiegelnden Wasser verdoppelt. Einige Boote sind leer, in anderen erkennt man unterschiedlich angeordnete kubische Elemente. Eine Szenerie ohne Menschen, ruhig und kontemplativ aufgefasst.
Man möchte die Szenerie genießen - und doch macht sich eine befremdliche Stimmung breit. Der Verdacht sich in einer gemalten Antiidylle zu befinden greift Raum. Die im kräftigen Orange gehaltene Kaimauer steht im Kontrast zu der Buntheit der Boote. Ein intensiver pinkfarbener Streifen beschließt das Bild im Rückraum. Man denkt an den Widerschein eines kräftig gefärbten Sonnenuntergangs im Wasser, dessen spiegelnde Intensität zum Vordergrund nachlässt und sich mit der grünlich unterlegten Tonalität des Wassers zu einem undefinierbaren Farbenspiel unterschiedlichster Verdichtung zusammenfindet.
Malerei - das ist für Julia Steinberg eine Verdichtung von Form und Farbe. Das Sujet dient letztlich als Anlass und Katalysator für ungewohnt eindringliche Farbkombinationen. Die Farbe wird zu einem Ordnungsgerüst, das eben Unbestimmtheit an räumlicher Plausibilität auffängt und in eine Flächen-Raum-Wahrnehmung verwandelt. Ihre unverwechselbare Art, mit kräftigen Farbsetzungen den Bildraum zu strukturieren, mittels Helligkeit und Sättigung von Farbe kompositorischen Pointierungen zu akzentuieren, gibt ihren Bildfindungen etwas typisches - wie unverwechselbares.
Schlanke Hochkantformate, die man auch gerne als Handtuchformat bezeichnet, und überlange schmale, prospektartige Querformate waren schon immer ein geschätztes Format der Künstlerin. Wenn die Malerei ein Fenster zur Welt ist, dann sind bei Julia Steinberg stark fokussierende Blickkanäle daraus geworden. Beim Betrachten ihrer Bilder hat man hin und wieder den Eindruck, als stünde man vor einem schmalen Sehschlitz, verengten Fenstern oder Mauerdurchbrüchen, die den Blick ins Freie nur bedingt gewähren lassen. Der Betrachter vor dem Bild wird zum stillen Beobachter ihrer Szenerien. Das Auge bahnt sich seinen Weg in die Komposition aus farbigen Flächen. Die aus der Formatwahl bedingte Einschränkung des Sehfeldes auf einen engen Blickkorridor konzentriert nicht nur den Blick, es findet auch ein malerisch wie kompositorisch spannungsreiches Wechselspiel von scheinbar abstrakten Formationen und auf den ersten Blick sofort verifizierbaren Bildteilen statt.
 
Julia Steinberg hat im Laufe der letzten Jahre eine Vorliebe für diese Gradwanderung zwischen abstrahierender und konkretisierender Schilderung ihrer bevorzugten Sujets entwickelt. Der einst mehr pastose, dem malerischen Duktus verpflichtete Farbauftrag, ist in den letzten Jahren allmählich einer mehr und mehr flächigen, ja farbflächigen Interpretation von Malerei gewichen.
Parallel hat sich auch der Farbklang ihrer Bilder verändert. Die neueren Arbeiten sind in ihrer Zusammensetzungen extremer in der Farbkombination, die das betrachtende Auge irritieren. Julia Steinberg setzt auf sich scheinbar widersprechende Farbkontraste und Farbkonstellationen, die ihren im Kern traditionellen Sujets eine neue, so nicht gesehene Erscheinungsweise geben.
 
Das ist das Ziel: Mit den Mitteln der Malerei und der Farbe als "Sprachrohr" neue Bilder zu schaffen, die beim Betrachter ein Wechselspiel von natürlichen und befremdlichen Empfindungen auslösen. Vertraut erscheinen die Motive in ihren Bildern: Von Bäumen gesäumte Flusslandschaften, Hafenbecken, Stadtansichten, Naturstücke. Dergleichen kennt man aus einer Vielzahl von Varianten durch die Zeit von verschiedensten Händen und Stilen. Mit ihren oft ungewohnten Farbzusammenstellungen befreit sie die Motive von ihren tümlichen Verkrustungen. Julia Steinberg schafft es mit ihrem Ansatz den Motiven neues Leben einzuhauchen, malerisch zu reanimieren und zu einem farblichen Fest für das Auge werden zu lassen.
Friedrich W. Kasten



Zwischen-Welten
Bilder von Julia Steinberg

Friedrich.W.Kasten, 1994
 
«Julia Steinberg malt farbenfrohe Bilder. Ihre bevorzugten Sujets sind botanische Gewächshäuser, Teiche in denen Seerosen schwimmen, Architektureinblicke mit Sicht in die Tiefe des Raumes oder Swimmingpools, von einem außergewöhnlich tiefliegenden Augenpunkt aus gesehen.»

 

Stets sind ihre Bilder menschenleer. Als wären die Besucher des Gartens gerade eben gegangen, die Badenden noch in ihren Kabinen. Die Abwesenheit des Menschen läßt ihre Landschaftsbilder und Interieurs denn eher auch wie Silleben erscheinen.Statisch und unbewegt, wie herausgelöst aus der Zeit, scheinen die Bildfindungen. Ihre Motive sind inszeniert und arrangiert, geordnet und auf optische Wirkung ausgerichtet. Der Blick, dem der Betrachter folgt, ist ein gelenkter. Ein feines Gleichgewicht von oben und unten, von Bildvordergrund und Hintergrund. Es ist, als schwebe man mit den Blicken einfach dazwischen. Auch kein störender Lärm, keine flüchtige Bewegung, die mit den Mitteln der Malerei zu bannen wäre, ist in ihren Bildern auszumachen. Poetik und komplentatives Insichgekehrtsein sind die einzigen Begleiter, die sich dem Betrachter der Arbeiten anschließen. Es entstehen Bildräume von einer eigenartigen Gestimmtheit, die neben den Sujets ganz entscheident von der Farbigkeit ihrer Arbeiten geprägt ist. Atmosphäre und Stimmungen teilen sich über die Farbe mit. Ein den Raum erweiterndes Blau finden wir ebenso häufig wie das höchst aktive, quasi auf den Betrachter zuspringende Gelbrot. Spielarten des Grün beruhigen dann wieder die Szenerie. Julia Steinbergs Bilder sind von einer hohen "Farbaktivität", die das Betrachten ihrer Bilder zu einem Wahrnehmungserlebnis werden lassen.
 
Die Wirklichkeitsausschnitte in Julia Steinbergs Arbeiten sind auffallend oft auf schmalem Format untergebracht. Schlanke Hochkant- und auffallend friesartige Längsformate vermitteln den Eindruck, als schaue man eher zufällig in die unverstellte Tiefe eines sich wie zufällig öffnenden Raumes. Raumschichtungen, in denen Oben und Unten sich verwischen und zu scheinbaren Schwebezuständen führen, prägen eine ganze Reihe von ihren Bildern. Die Perspektive die wir vorfinden, ist nicht unbedingt linearer Natur, der sich auftuende Raum ist nur scheinbar ein einheitliches Kontinuum. Schatten fallen von irgendwo her ein und ziehen ihre abstrakten Muster über das Bild. Die spiegelnde Wasserfläche des Teiches ist in ihrer liquiden Transparenz dann ganz physisch-materiell die Schwimmfläche für die Blätter und Blüten der Seerosen - aber auch immaterielle Ebene der Spiegelung von Architekturteilen und Blättern umherstehender Pflanzen. Die Ebenen der Realität verweben sich ineinander. Vor- und Rücksprünge entstehen, und es entwickelt sich eine Art von Raumanwesenheit, ohne daß es je gelingen wird, den eigendlichen Licht- und Schattenquellen, die zu diesem Eindruck führen, gewahr zu werden. Neben den erzählerischen Elementen ist Raum in den Bildfindungen von Julia Steinberg stets auch eine Schichtung aus Farbflächen und Feldern. Es entstehen vielfältige grafischen Strukturen, die es zu erkunden gilt. Reale Raumschilderung, farbräumliche Ortsbestimmung und Formmöglichkeiten bilden einen Dialog. Die Wasserflächen in ihren Pool- und Seerosenbildern spiegeln ausserbildliche Raumsituationen, holen irritierende Elemente ins Bild und verdoppeln die Bildealität. Wir erfahren eine Ausdehnung unseres Blickes in einen zweckfreien Raum, der nur der Malerei gehört.
 
Ihre Bilder sind aber auch Methaphern, die sich der traditionellen Vorstellung des Gartens als Symbol für die Seele oder der des Sees als gleichnishaftes Bild für das weibliche Prinzip nicht entziehen können. Auch wenn die bildliche Erklärung keineswegs sofort zu der Einsicht mataphorischer Anlehnungen führt, ihre Gegenwart ist nicht zu übersehen.Sie verstärken die Ebene der Einbildungskraft und verleihen den Arbeiten von Julia Steinberg auch eine Art von emotionaler Präsenz, die über den Schilderungscharakter hrer Bildfindungen hinausgeht. Die Kraft des Sujets, ob in seiner banalen Alltäglichkeit oder in seiner überhöhten Metaphorik betrachtet, läßt Spielraum für Poetisches, Gewichtsloses oder Irrationales.
 
Es gibt Arbeiten in ihrem Werk, da sind die jeweiligen Angaben zu den einzelnen Farben, wie sie sie in ihren Zeichnungen und Skizzen als Erinnerungsstütze verwendet, als Schriftzüge mit in die Bilder eingegangen. Die skripturalen Elemente konterkarieren das betrachtende Auge, die gemalte Realität für die Wiklichkeit zu nehmen. Das Wort wird zum Bestandteil des Bildes. Schreiben und Malen, Wort und Bild, Begriff und Wahrnehmung werden Teil eines gestalterischen Prozesses. Dabei geht das Wort von einem nur lesbaren in ein rein wahrnehmbares Phänomen über. Wort und Farbe sind gleichgestzt. Die Gesetzmäßigkeiten einer mimetisch in die Fläche der Leinwand transportierten Dingwelt werden durch die Logik des Wortes ergänzt und in eine neue Betrachtungssituation transportiert. Das im Bild dargestellt Sujet erhält eine neue Identität. Es ist dies ein konzeptuelles Vorgehen, das typisch ist für die Arbeitsweise von Julia Steinberg.
 
Konzeptuelle Momente sind auch den monochromen, meist in weißer Farbe gehaltenen Schilderungen von Raumsituationen in ihren Reliefbildern zueigen. Die Reliefbilder von Julia Steinberg sind malerische Kompositionen, gestaltet mit den Mitteln plastischer Schilderung. Gleich der Farbe in der Malerei, wird im Relief der Umfang faktisch durch Flächen ersetzt, das Bild in eine neue Formmöglichkeit transportiert, die nun ihren eigenen Gesetzen zu gehorchen hat. Dadurch daß Julia Steinberg traditionellerweise an Lokalfarbigkeit gebundene Sujets wie architektonische Innenansichten mit Türen und Fenstern, mit Treppen und Emporen nun als Relief interpretiert, werden die Gegenstände auf ihren tatsächlich vorhandenen Volumenanteil im Bild hin befragt und, als wolle sie die Klarheit noch steigern, auch noch von jeglicher Farbe befreit. Julia Steinberg setzt die räumlich gestaffelten Reliefschichten der räumlichen Wirkung der der farbigen Flächen gleich. Zurück bleiben vor- und zurückspringende Kompartimente, die zudem in der gewählten Ausschnitthaftikeit das vorgegebene Motiv nochmals nachhaltig abstrahieren. Es entsteht eine Art von Skulpto-Malerei, die in der Oberflächenbehandlung eine nicht zu übersehende Tendenz zur absoluten Malerei in sich trägt. Die dramatische Geste ist nicht das gestalterische Ziel, vielmehr erkennt man den Wunsch, bereits im malerischen Prozess errungene Positionen der Konzentration auf das Wesentliche noch stärker zu binden, ohne die Schwelle zur Gegenstandslosigkeit dabei überschreiten zu müssen. Die Reliefs werden zum Ausdruck des Dialogs zwischen der fiktiven, mit den Möglichkeiten der Farbe gebildeten Räumlichkeit - sie sind aber auch ein dialektischer Exkurs innerhalb der eigenen gestalterischen Möglichkeiten jenseits von Farbe.
 
Julia Steinberg arbeitet ihre Bilder und Reliefs in Enkaustik. Das Pigment wird in flüssigem Wachs gebunden und heiß auf die Leinwand aufgetragen. Die Enkaustik bietet die Möglichkeit des lasierenden wie des pastosen Auftrags. Wie bei keiner anderen Maltechnik ist hier eine individuelle Oberflächenbehandlung möglich. Es ist e ine Malerei voller Leuchtkraft und Tiefenwirkung, die bereits vor 4000 Jahren die Ägypter zu nutzen wußten. Auch die Griechen der Antike gaben ihren marmornen Skulpturen und Tempeln farbige Fassungen in Enkaustik. Vom Mittelalter an war es dann die Eitempera und die Öl(harz)malerei, denen die Künstler den Vorzug gaben. Heute, im Zeichen von Acryl und anderen neueren Malmaterialien, findet man die Enkaustik, die als reines Naturprodukt auch von großer materieller Dauerhaftigkeit ist, nur noch sehr selten in der praktischen Anwendung. Versuchen von Künstlern des 19. Jahrhunderts, wie Böcklin oder Schnorr von Caraolsfeld der Enkaustik zu einem neuen Stellenwert in der künstlerischen Praxis zu verhelfen suchten, blieben Episode. Julia Steinberg hat diese Technik für sich wiederentdeckt. Die große Leuchtkraft der Farben und der sich von herkömmlichen Leinwandbehandlungen eigenartig absetzende Oberflächencharakter ihrer Malerei mit der so ganz eigenen Haptik geben ihren Bildern eine neue, andere Qualität. Es ist, als ob man die Farben greifen könnte, so intensiv sind sie in ihrer Anwesenheit und Wesensform.
 
Friedrich.W.Kasten, 1994



Bilderkosmos voller malerischer Konturen und Kontraste
Astrid Volpert
 
«Julia Steinberg hat sich vor allem durch abstrahierende Landschaften einen Namen gemacht. Stringent konstruktiv-geometrisch im Aufbau der Linien, haucht sie ihren Bildern durch wohltemperierte Farben Leben ein. Die starke Leuchtkraft der Farben steht im Kontrast zu einer sachlichen, fast typisiert wirkenden Dingwelt.
Doch gerade solche alltäglichen Gegenstände wie Bäume und Boote an Flussläufen oder Gebäudeinterieurs wie Treppen bzw. Fussböden sind es, die schon beim ersten Sehen jenen Funken Aufmerksamkeit aus ihm heraus kitzeln, der dann selbst bei Wiederholungen ein und derselben Motive zum anhaltenden Erlebnis eines einzigartigen Raumgefühls wird.

 

Julia Steinbergs im Atelier entstehender Bilderkosmos ist die Essenz ihrer künstlerischen Welt- und Weitsicht: vielfach erlebte Wirklichkeitsschichten und Erfahrungen im Umgang mit Inhalten und Materialien sind gespeichert und abgerufen worden, wenn sich auf ihren Leinwänden wirkliche Kulissen in künstlerische Orte verwandelt haben. Dabei entsprechen Ordnungsprinzipien wie veränderte Reihung und die Montage unterschiedlicher Elemente und Ebenen zu auffälligen Bildformaten einer rationalen Erzählstruktur. Im wechselnden Rhythmus benachbarter Motive und und Spiegelungen fängt die Malerin subtile Stimmungen ein und gibt diese expressiv gesteigert in klaren, kraftvollen Formen wieder. Während ihre Farben entweder warm flackern wie lodernde Glut oder im Nachtdunkel kühl erfrischen und beruhigen, sind die Konturen auf der Bildfläche geometrisch verspannt: Kreis, Quadrat, Oval, spitze Ecken und Rundungen, spiegelbildliche Doppelungen. Von Bild zu Bild wandern die Perspektiven. Bunte Kähne ruhen stets in anderer Position im Wasser, sie werden frontal, von der Seite und von oben gesehen und abgebildet. Diesen maßvoll und ausgewogen wirkenden Leinwandbildern imaginärer Landschaften wohnt Sachlich-Nüchternes wie auch Poetisches inne. Wo sich beide Elemente berühren, wandelt sich die Neugier und Spannung des Betrachters zum eigentlichen Seherlebnis.
 
Werden in der Malerei die Flächen verortet, so z.B. auch in den Architekturbildern, wirken Julia Steinbergs monochrome, in satte Farben getauchten Reliefs durch das Ausloten räumlicher Tiefe.
In jedem ihrer Werke entwirft, zeichnet und malt, also formt die Künstlerin Fragmente erlebter natürlicher und großstädtischer Realität mit dem sicheren Blick örtlicher und zeitlicher Distanz. Während in Landschafts- und Architekturbildern die menschliche Figur bewusst ausgespart ist, entstehen neuerdings auch Menschenbilder. Diese Kopfgestalten wachsen nicht vor dem jeweiligen Modell, sondern entstehen jeweils im Atelier. Die fertigen Bildnisse wirken auf den Betrachter wie eine Galerie zeitloser, androgyner Gestalten, seltsam entrückt, Vorfahren statt Zeitgenossen. Es sind Kopfbilder an und für sich − Porträts per se. Die den Einzelwerken eigene markante Form des doppelten Ovals (Gesicht und Hintergrund) und ihre Ausstattung mit unterschiedlichen, farblich wie formal strukturierten Mustern rückt diese Köpfe aus der unmittelbaren Gegenwart in undefinierbare Zeiten und Räume, ohne sie aus dem Blickfeld zu verlieren. Optisch lassen sie einen nicht los, doch man ist auch ein wenig irritiert: Der Wunsch, den Dargestellten durch längeres Schauen näher zu kommen, geht nur bedingt auf. Nachdenklich ruhen sie in sich selbst und erscheinen wie zufällig ins Licht gerückt. Umrahmt von einem bewegten Kosmos piktogrammartig aufblitzender geometrischer Zeichen oder floraler Girlanden bleiben ihre Gesichter trotz offener Augen und direktem Blickkontakt spürbar verschlossen und halten den Betrachter auf Distanz.
 
Astrid Volpert



Schöne fremde Welt
Zu den Bildern von Julia Steinberg

Volker Gerhardt, 1985
 
«Das Beste was eine Vorbemerkung zu einem Katalog beitragen kann, ist von sich abzulenken. Die Aufmerksamkeit hat zuerst dem Bild und nicht dem Wort zu gelten. Das ökonomische Gebot, sich bei begrenzter Seitenzahl entspechend kurzzufassen, ist hier ästhetisch höchst willkommen.

 

Sie kennen Julia Steinbergs Bilder nicht und lassen sie sich in Worten beschreiben: Sie malt "Landschaften" - Außenräume und Innenräume. Ihre Landschaften sind nicht realistisch, aber sie haben einen Ursprung in der Realität. So geht die Serie "Nächtliche Landschaft mit Mond" aus den Jahren 1996 und 1997 auf einen Aufenthalt der Künstlerin im südlichen Italien zurück. Was abgebildet ist, hat Julia Steinberg dort auch gesehen. Das Vorbild der Bilder "Palace" existiert tatsächlich. Und die Bilder "Mayfair" geben im Titel zu erkennen, wo ihre Ursprünge liegen. Der Leser - noch ist er nicht zum Betrachter geworden - darf also erwarten, daß die Künstlerin den jeweiligen Ort eingefangen hat; sei es über seine Atmosphäre, über seine Farbigkeit oder auch seine Struktur. Die Beschreibung in Worten geht weiter: Julia Steinberg bedient sich der Enkaustik-Technik. Der Leser wird also eine leuchtende, pastose Farbigkeit erwarten. Das Wort "Landschaft" wird in seiner Vorstellung immer größere Bedeutung gewinnen. Ein Blick auf die Arbeiten wird ihn dann aber sehr überraschen.
 
Natürlich bleibt das Gesagte richtig. Aber in Julia Steinbergs Landschaften führt eben keine ungebrochene Linie vom Vorbild über die künstlerische Umsetzung zum Resultat. Der im Grunde doch gradlinige Weg von der Realität zur Abstraktion wird so nicht begangen. Auffällig sind zunächst zahlreiche Störungen, die das vielleicht harmoniesüchtige Auge des Betrachters irritieren. So mischen sich der Natur abgeschaute Formen - z. B. stilisierte Bäume - mit Landschaftselementen, die so stark abstrahiert sind, daß wir sie nur noch als geometrische Formen wahrnehmen. Auch stellt die von Julia Steinberg gewählte Bildfläche praktisch immer einen Ausschnitt dar; und zwar nicht nur einen Ausschnitt aus einer Landschaft, die jenseits der Ränder logisch weitergeht, sondern einen Ausschnitt, der Motive des Bildes bewußt beschneidet, der Dinge scheinbar ohne Sinn von den Rändern in das Bild hereinragen läßt. Durch das Bild wird die imaginierte Landschaft buchstäblich zerschnitten. Und die Schnittkanten sind deutlich sichtbar. Störend ist schließlich auch eine manchmal anzutreffende falsche Maßstäblichkeit der Dinge. So stehen Baumformen in gleicher Größe neben Pflanzenformen, die wir normalerweise mit Gräsern und Kräutern verbinden. Und - fast schon logisch - ist natürlich auch die Farbigkeit nicht auf Harmonie angelegt.
 
Julia Steinbergs Landschaften sind nicht in erster Linie Abstraktionen der Realität, sie sind deutlich erkennbare und ganz bewußte Kompositionen aus Versatzstücken, die der Realität entnommen sind.Sie sind, um ein weniger lyrisches Wort zu benutzen, zusammengesetzt. Dabei werden die einzelnen Elemente keineswegs immer in einen von der Maßstäblichkeit der Räume und Landschaften vorgegebenen Rahmen eingepaßt. Sie werden - durchaus gegen unser normales Verständnis von Perspektive, Vordergrund und Hintergrund - aufeinandergetürmt und hintereinander gelegt. Der Eindruck des Zusammengesetztseins wird durch die Dominanz von farbigen Flächen, die sich in einigen Bildern durchaus der konkreten Kunst nähern, noch verstärkt. In der Gesamtschau wird der Betrachter oft genug an Theaterkulissen erinnert. Auch sie haben, notwendigerweise, jenen Charakter des Zusammengebautseins, wie er für Julia Steinbergs Arbeiten typisch ist. Wie eine klassische Guckkastenbühne lassen ihre Bilder ausschnitthafte Blicke auf eine konstruirte Realität zu. Besonders deutlich wird das in den Reliefs, deren Einfarbigkeit es dem Auge ermöglicht, ganz besonders deutlich wahrzunehmen, wie die Künstlerin der Natur entlehnte Formen so voreinander setzt, daß die Anmutung von Landschaft noch erhalten bleibt, daß aber gleichzeitig ein Gefühl von Fremdheit entsteht.
 
Früher hat Julia Steinberg häufig in ihre Bilder hineingeschrieben. Sie hat die Farben ihrer Bilder mit Worten bezeichnet. So prangte auf einer blauen Fläche das Wort blau, auf einer grauen das Wort grau, manchmal aber auch - und wieder taucht das Element der Störung auf - auf einer gelben das Wort grau. Dieses "Beschreiben" von Bildern kann als Indiz für das verstanden werden, auf das es Julia Steinberg ankommt.
Julia Steinberg interessiert sich für Archetypen. An einer Landschaft, einem Raum oder einer Farbe ist ihr nicht nur der Gegenstand wichtig, die Realität, sie möchte ihn in seiner Urform erkennen. Deshalb analysiert sie das, was sie sieht. Sie zerlegt es, reduziert die gewonnen Einzelformen und setzt alles wieder neu zusammen. Das Ergebnis ist wieder eine menschenleere und damit für den Betrachter letztlich unmaßstäbliche Landschaft, gegebenfalls auch ein Raum oder eine andere architektonische Form. Das neue Produkt läßt sich natürlich als geschlossenes Ergebnis, als Kunstwerk verstehen. Es ist aber auch ein Labor, in dem die Einzelelemente isoliert, in einem künstlichen Zusammenhang sozusagen besser erkennbar gemacht worden sind.
 
Ein solches Verfahren mag grausam erscheinen, die Resultate sind es nicht.
 
Siegburg im März 1999

Gert Fischer



Stadt-Land-Fluss
Neue Bilder von Julia Steinberg

Friedrich W. Kasten, 2006
 
«Das Beste was eine Vorbemerkung zu einem Katalog beitragen kann, ist von sich abzulenken. Die Aufmerksamkeit hat zuerst dem Bild und nicht dem Wort zu gelten. Das ökonomische Gebot, sich bei begrenzter Seitenzahl entspechend kurzzufassen, ist hier ästhetisch höchst willkommen.  

 

Dicht gedrängt liegen die kleinen Boote bugseits an der Kaimauer. Vom erhöhten Betrachterstandpunkt aus sieht man in die stilisiert gehaltenen Schiffe, deren Abbild sich im spiegelnden Wasser verdoppelt. Einige Boote sind leer, in anderen erkennt man unterschiedlich angeordnete kubische Elemente. Eine Szenerie ohne Menschen, ruhig und kontemplativ aufgefasst.
Man möchte die Szenerie genießen - und doch macht sich eine befremdliche Stimmung breit. Der Verdacht sich in einer gemalten Antiidylle zu befinden greift Raum. Die im kräftigen Orange gehaltene Kaimauer steht im Kontrast zu der Buntheit der Boote. Ein intensiver pinkfarbener Streifen beschließt das Bild im Rückraum. Man denkt an den Widerschein eines kräftig gefärbten Sonnenuntergangs im Wasser, dessen spiegelnde Intensität zum Vordergrund nachlässt und sich mit der grünlich unterlegten Tonalität des Wassers zu einem undefinierbaren Farbenspiel unterschiedlichster Verdichtung zusammenfindet.
Malerei - das ist für Julia Steinberg eine Verdichtung von Form und Farbe. Das Sujet dient letztlich als Anlass und Katalysator für ungewohnt eindringliche Farbkombinationen. Die Farbe wird zu einem Ordnungsgerüst, das eben Unbestimmtheit an räumlicher Plausibilität auffängt und in eine Flächen-Raum-Wahrnehmung verwandelt. Ihre unverwechselbare Art, mit kräftigen Farbsetzungen den Bildraum zu strukturieren, mittels Helligkeit und Sättigung von Farbe kompositorischen Pointierungen zu akzentuieren, gibt ihren Bildfindungen etwas typisches - wie unverwechselbares.
Schlanke Hochkantformate, die man auch gerne als Handtuchformat bezeichnet, und überlange schmale, prospektartige Querformate waren schon immer ein geschätztes Format der Künstlerin. Wenn die Malerei ein Fenster zur Welt ist, dann sind bei Julia Steinberg stark fokussierende Blickkanäle daraus geworden. Beim Betrachten ihrer Bilder hat man hin und wieder den Eindruck, als stünde man vor einem schmalen Sehschlitz, verengten Fenstern oder Mauerdurchbrüchen, die den Blick ins Freie nur bedingt gewähren lassen. Der Betrachter vor dem Bild wird zum stillen Beobachter ihrer Szenerien. Das Auge bahnt sich seinen Weg in die Komposition aus farbigen Flächen. Die aus der Formatwahl bedingte Einschränkung des Sehfeldes auf einen engen Blickkorridor konzentriert nicht nur den Blick, es findet auch ein malerisch wie kompositorisch spannungsreiches Wechselspiel von scheinbar abstrakten Formationen und auf den ersten Blick sofort verifizierbaren Bildteilen statt.
 
Julia Steinberg hat im Laufe der letzten Jahre eine Vorliebe für diese Gradwanderung zwischen abstrahierender und konkretisierender Schilderung ihrer bevorzugten Sujets entwickelt. Der einst mehr pastose, dem malerischen Duktus verpflichtete Farbauftrag, ist in den letzten Jahren allmählich einer mehr und mehr flächigen, ja farbflächigen Interpretation von Malerei gewichen.
Parallel hat sich auch der Farbklang ihrer Bilder verändert. Die neueren Arbeiten sind in ihrer Zusammensetzungen extremer in der Farbkombination, die das betrachtende Auge irritieren. Julia Steinberg setzt auf sich scheinbar widersprechende Farbkontraste und Farbkonstellationen, die ihren im Kern traditionellen Sujets eine neue, so nicht gesehene Erscheinungsweise geben.
 
Das ist das Ziel: Mit den Mitteln der Malerei und der Farbe als "Sprachrohr" neue Bilder zu schaffen, die beim Betrachter ein Wechselspiel von natürlichen und befremdlichen Empfindungen auslösen. Vertraut erscheinen die Motive in ihren Bildern: Von Bäumen gesäumte Flusslandschaften, Hafenbecken, Stadtansichten, Naturstücke. Dergleichen kennt man aus einer Vielzahl von Varianten durch die Zeit von verschiedensten Händen und Stilen. Mit ihren oft ungewohnten Farbzusammenstellungen befreit sie die Motive von ihren tümlichen Verkrustungen. Julia Steinberg schafft es mit ihrem Ansatz den Motiven neues Leben einzuhauchen, malerisch zu reanimieren und zu einem farblichen Fest für das Auge werden zu lassen.
Friedrich W. Kasten